Nach meinem letzten Eintrag sind die Schülerinnen dann für Weihnachten nach Hause gefahren. Als Teil unserer Weihnachtsvorbereitung bastelten wir für jedes Mädchen einen Engel. Diese 300 Engel gaben wir ihnen in der letzten Woche.
Donnerstag Abend lagen wir drei mit einigen Mädchen draußen auf unseren Chitenjen und quatschten solange bis wir nun wirklich zu müde wurden. Ich merke, wie sehr ich die Mädchen in mein Herz geschlossen habe. Am Closing-Day erhielten sie zunächst die Bewertungen ihrer Examen und daraufhin wurden sie nach und nach von ihren Familien abgeholt. Es wurden immer weniger Mädchen, bis nur noch eine Gruppe von fünf Mädchen da war. Um ihnen die Wartezeit ein bisschen zu verkürzen, sind wir gemeinsam auf den Markt gegangen. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine kleine Gruppe Jungen von der Boys School, die ebenfalls noch auf ihre Familien warteten. Zum Teil waren sie Brüder der Mädchen von der Girls School. Als zum Abend hin dann schließlich alle abgeholt wurden, war es plötzlich ganz leise auf dem Boarding.
Am 23.12. liefen unsere Weihnachtsvorbereitungen. Wir haben viel gebacken und Wäsche gewaschen. Da die Mädels weg waren, konnten wir ihre Waschbecken nutzen. Das ist für große Sachen wie Bettwäsche wesentlich angenehmer als im Eimer.

Am 24.12. fingen wir schon Vormittags früh an für das Abendessen vorzubereiten. Unser Plan waren Kartoffel-Möhren Puffer mit selbst gemachtem Apfelmus.


Nach dem Essen und Fertigmachen gingen wir in die Kirche. Zu diesem Zeitpunkt war es schon dunkel. In der Kirche waren pro Schiff 1-2 kleine Lampen an. An den Wänden hingen Luftballons. Außerdem wurden weiße Tücher zum Schmücken genutzt. Ich fand die Dekoration sehr feierlich. Die Besucher der Messe haben bei den Liedern lautstark mitgesungen und feierlich mitgetanzt. Auch wenn ich erst ein paar Lieder kenne, hat mich die fröhliche Stimmung mitgerissen. Ich kann überzeugt sagen, dass das eine der schönsten Messen war, an der ich je teilhaben durfte. Die Mädchen, die während der Messe manchmal vorne tanzen, hatten an diesem Tag wunderschöne weiße Kleider und weißen Haarschmuck an.
Ich kann gar nicht genau sagen, was die Messe für mich so einzigartig gemacht hat. Beim Eintreten in die Kirche habe ich direkt eine besondere Atmosphäre gespürt. Es war generell sehr dunkel und dann die wenigen Lampen. Die Krippe ganz vorne war sehr hell erleuchtet. Zum Ende der Messe sind viele Kinder nach vorne gerannt, um die Krippe zu sehen. Als die Messe zuende war, war ich eine der letzten, die die Kirche verlassen hat. Es viel mir schwer, mich von den Gesängen zu trennen.


Nach der Messe draußen haben sich viele Menschen frohe Weihnachten gewünscht. Auch ich habe zum Teil Bekannten, zum Teil fremden Menschen die Hand gegeben und frohe Weihnachten gewünscht. Hier konnte ich wieder die Offenheit der Menschen spüren.
Am 25.12. war morgens wieder eine Messe. Ich konnte beobachten, dass viele Frauen neue Chitenjen trugen. Nach der Messe haben wir Freundinnen (die angehenden Schwestern) besucht, um ihnen ein kleines Geschenk zu geben. Sie luden uns für ein paar Kekse ein und ließen uns an ihrer Feier teilhaben. Ich hatte das Gefühl, dass die meisten Menschen hier am 25. mehr feiern als am 24. Unser Freundinnen hatten Musik an und wir tanzten gemeinsam mit ihnen.
Abends waren wir bei den Schwestern zum Essen eingeladen. Es waren auch noch die angehenden Schwestern und zwei Priester eingeladen. Die Mädchen und wir warteten in einer Art Empfangsraum. Um die Zeit ein wenig zu vertreiben, machten wir Musik an und tanzten zusammen. Nach dem Essen das gleiche. Wir tanzten wieder alle ausgelassen zusammen. Die Priester, angehenden Schwestern, die Schwestern und wir. Mir hat der Abend sehr viel Spaß gemacht. Die Stimmung war total befreiend und wir tanzten immer weiter in die Nacht hinein, bis wir alle müde nach Hause gingen.

Mein Weihnachtsfest in Ludzi war wunderschön! Ich hatte vorher ein wenig Angst mich einsam zu fühlen. Nachdem die Mädchen nach Hause gingen, sah es erst auch echt danach aus. Durch meine Mitfreiwilligen und unsere Freunde wurde es aber zu einem unvergesslichen und unvergleichlichen Fest! Weihnachten steht nun absolut auf meiner Liste der Highlights! Dafür kann ich wahrscheinlich vor allem der Herzlichkeit meiner Mitmenschen danken.
Nach Weihnachten fing ich dann an meinen Rucksack für meine erste größere Reise in Malawi zu packen. Mehr dazu kannst du in meinem nächsten Beitrag lesen. Bis dahin vielen Dank für dein Interesse und bis bald!
Tionana,
Ina